Titel
„Jede Schwierigkeit ist gleichzeitig eine Chance“Duaa Aresmouk ist Fachärztin für innere Medizin und hat die ärztliche Leitung des Medizinischen Versorgungszentrums Nephrocare GmbH in Hagen inne.
Teaser

Duaa Aresmouk ist Teamplayerin. Ihr Zentrum führt sie darum so familiär wie möglich, aber auch so autoritär wie nötig.

Praxisbeispiel

Ausgangspunkt

Duaa Aresmouk wächst in Wuppertal in einer Alleinverdienerfamilie mit traditioneller Rollenverteilung auf, der Vater ist Akademiker, die Mutter Hausfrau. Gegen den Rat des Grundschullehrers schicken die Eltern ihre Tochter aufs Gymnasium. Erste Diskriminierungserfahrungen wegen ihres Migrationshintergrundes prägen Aresmouks Schulzeit. Während des Abiturs wünschen sich ihre Eltern, dass sie Medizin studiert - ihr Traum war es Kindergärtnerin zu werden. „Das können viele andere machen, die wenigsten aber qualifizieren sich für ein Medizinstudium," rät ihr Vater. „Ärzte werden in der Gesellschaft sehr gebraucht", unterstützt eine befreundete Ärztin die Entscheidung. Eine Entscheidung, die Aresmouk nie bereut hat. Trotzdem heiratet sie und bekommt früh Kinder. Ihre Familie unterstützt sie mit der Kinderversorgung. Um ihre Familie über Wasser zu halten, arbeitet sie während des Studiums und nach dem Abschluss und während der anschließenden Praxisphase AiP (Arzt im Praktikum) bis zur Erschöpfung.

Hintergrund

 

Werdegang

Im Jahr 2011 geht sie nach Bremerhaven, allein, um die jüngste Tochter kümmert sich ihre Mutter: „Und ich fühlte mich das erste Mal im Leben frei, hatte keine Verantwortung für irgendwen.“ In Bremerhaven folgt der wichtigste Karrieresprung, Aresmouk wird Chefärztin. „Das war Wahnsinn. Jetzt muss man sich das mal vorstellen: In diesem Job gibt es wenig Chefärztinnen und schon mal gar nicht mit Migrationshintergrund. Und es ist ja selten so, dass man befördert, wird im eigenen Unternehmen. Zumindest in eine Chef-Position. Meistens ist dann ein Standortwechsel geboten. Dass man es mir im eigenen Krankenhaus angeboten hat, war schon toll.“

Nach einigen Jahren kehrt sie nach Wuppertal zurück und bewirbt sich schließlich um eine Facharztstelle beim Medizinischen Versorgungszentrum in Hagen, übernimmt aber schnell die Leitung des Versorgungszentrums. „Es war nie meine Absicht, Karriere zu machen, aber ich hatte keine Wahl“, sagt Aresmouk. Im Zentrum ist sie verantwortlich für 14 Ärzte und knapp 100 Pflegekräfte.

Wirkung

 

Anspruch an die eigene Führung

Für Aresmouk hat sich die Leitung des Zentrums zu einer Berufung entwickelt: „Das ist jetzt mein Baby.“ Ihr Team führt sie sehr familiär, man verbringt auch privat Zeit miteinander und unterstützt sich gegenseitig in schwierigen Lebensphasen. Dazu gehört auch, die Beschäftigten mit familienfördernden Maßnahmen zu unterstützen, von reiner Frauenförderung und von Quote hält sie nichts: „Mir ist das Geschlecht erstmal egal. Wenn Mann und Frau die gleiche Qualifikation haben, dürfen sich beide bewerben und dann muss auch die Chemie stimmen. Und damit meine ich tatsächlich auch die Motivation.“

Aber nicht immer stimmen Chemie und Motivation. Wenn Führungskräfte ihrer Verantwortung nicht gerecht werden und stattdessen eine bequeme Erwartungshaltung an den Tag legen, keine eigenen Ideen entwickeln, einfach nicht führen. „Das ist eine Situation, die mich herausfordert. Es gibt Entscheidungen, die ich nicht demokratisch treffen kann. Wenn nichts Konstruktives kommt, entscheide ich allein. Das breite Kreuz habe ich und scheue auch nicht die Konsequenz, mal falsch zu liegen. Aber natürlich habe ich Probleme damit. Weil das überhaupt nicht meine Art ist, zu führen.“

Ausblick

 

Unterstützung

Kraft schöpft Duaa Aresmouk im Privaten – und in ihrem Glauben. Netzwerke findet sie wichtig, auch die entstehenden muslimischen Frauennetzwerke, „aber ich schaffe das einfach nicht. Das ist ja auch eine Zeitfrage“.

Aber sie glaubt fest daran, in der Welt etwas bewegen zu können. Verantwortung sei der Schlüssel: „Verantwortung bedeutet nicht nur: Ich bin oben. Sondern dass ich auf die anderen aufpassen muss und für sie Sorge tragen muss. Wenn eine Situation es erfordert, und Gefahr für das Team oder das Unternehmen droht, kann ich auch mal rigoros durchgreifen und mich unbedingt durchsetzen. Ich sehe in Allem das große Ganze und den höheren Sinn darin, Gutes zu bewirken, mit den Fähigkeiten und den Chancen, die mir geschenkt wurden.“

Stimmen aus dem Unternehmen

 

Hinweise für andere Frauen

Duaa Aresmouk versteht sich nicht als Feministin. Wenn eine Frau zu Hause bleiben wolle wegen der Kinder, sei das völlig in Ordnung. Die klassische Rollenverteilung hat viele Vorteile und in einer gesunden Familie kann das sehr harmonisch sein.

Frauen - und Männer - sollten aber grundsätzlich die Chance haben, ihre Lebensform zu wählen. Für junge Frauen wünscht sich Duaa Aresmouk ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben. Als großes Problem empfindet sie, dass Frauen wegen ihres muslimischen Glaubens und ihres Kopftuchs diskriminiert werden: „Ich glaube, die Problematik ist in Deutschland, überhaupt reinzukommen in irgendwas. Das Vorurteil ist immer so groß. Wir haben immer noch keine Chancengleichheit. Die aktuellen Gesetze gegen das Kopftuch werfen uns um Jahrzehnte zurück.“

Den Einstieg in den Beruf findet Duaa Aresmouk für jede Frau wichtig und zeitgemäß. Auf den Märchenprinzen zu warten sei unrealistisch: „Das entspricht nicht der Realität, das ist eben tatsächlich nur ein Märchen. Es geht nur auf Augenhöhe und gemeinsam.“

Firma
Medizinisches Versorgungszentrum Nephrocare GmbH
Branche
Dienstleistung
Produkte
Medizinisches Versorgungszentrum
Standort
Hagen
Gründungsjahr
Beschäftigtenzahl
100-149
Frauenanteil
Unternehmen

Erfahrene Fachärztinnen und -ärzte, mit Schwerpunktbezeichnung Nephrologie, sind spezialisiert in Diagnostik und Therapie von Nierenerkrankungen, Bluthochdruckerkrankungen und Fettstoffwechselerkrankungen und der Transplantationsmedizin.

Fachübergreifend wird das ärztliche Team durch drei ebenso erfahrene und qualifizierte Psychotherapeutinnen/-en erweitert.

Ansprechperson

Nephrocare Hagen GmbH
Duaa Aresmouk
Rathausgalerie
Mittelstraße 22
58095 Hagen
Tel.: 02331 3675-0
duaa.aresmouk@nephrocare.com